Nachhaltiger Textilkonsum: Jugendliche gestalten aktiv mit
Nachhaltigkeit und bewusster Konsum sind zentrale Themen unserer Zeit, besonders wenn es um die Modeindustrie geht. Die sogenannte „Fast Fashion“ ist ein Phänomen, das insbesondere bei Jugendlichen auf große Resonanz stößt. Günstige Preise und ständig wechselnde Trends machen diese Art von Mode besonders attraktiv. Doch die Kehrseite dieser schnelllebigen Konsumkultur sind gravierende ökologische und soziale Folgen, die weit über die kurze Tragedauer hinausreichen. In diesem Kontext wird ein innovatives Projekt ins Leben gerufen, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit 270.000 Euro gefördert wird. Ziel dieses Projekts ist es, Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren für einen nachhaltigeren Textilkonsum zu sensibilisieren und sie aktiv in die Gestaltung und Umsetzung von Maßnahmen einzubeziehen. In einem einzigartigen Reallabor-Format können Schülerinnen und Schüler an drei Schulen in Berlin und Ulm direkt an der Entwicklung von Lösungen mitwirken, die nicht nur ihr Konsumverhalten, sondern auch ihre Einstellung zu Nachhaltigkeit verändern sollen.
Inhalt
- 1 Die Herausforderung von „Fast Fashion“ bei Jugendlichen
- 2 Das Reallabor-Format: Jugendliche als aktive Gestalter
- 3 Partizipative Lehr- und Lernkonzepte für nachhaltigen Konsum
- 4 Wissenschaftliche Begleitung und Integration in die Lehramtsausbildung
- 5 Beteiligte Schulen und Praxispartner im Überblick
- 6 Fazit
Die Herausforderung von „Fast Fashion“ bei Jugendlichen
„Fast Fashion“ ist ein Begriff, der eine Konsumkultur beschreibt, bei der Mode zu niedrigen Preisen und in schneller Abfolge produziert und konsumiert wird. Gerade Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren sind eine zentrale Zielgruppe dieser Modeindustrie. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die günstigen Preise ermöglichen es Jugendlichen, sich oft neue Kleidung zu leisten und dabei stets den neuesten Trends zu folgen. Doch dieser Konsum hat seinen Preis. Die Textilien, die im Rahmen von „Fast Fashion“ angeboten werden, sind oft von minderer Qualität und haben eine kurze Lebensdauer. Diese schnelle Abnutzung führt dazu, dass Kleidungsstücke häufig bereits nach wenigen Monaten entsorgt werden.
Die negativen Auswirkungen dieses Konsums sind gravierend. Die Produktion von „Fast Fashion“ ist eng mit niedrigen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern verbunden. Zudem sind die ökologischen Folgen enorm: Der Einsatz von Chemikalien, der hohe Wasserverbrauch und die Entsorgung der Kleidungsstücke belasten die Umwelt massiv. Trotz dieser Problematik zeigen Studien, dass gerade Jugendliche weniger Interesse an den sozialen und ökologischen Konsequenzen ihres Konsumverhaltens haben als andere Altersgruppen. Hier setzt das geförderte Projekt an, das sich zum Ziel gesetzt hat, diese Einstellung zu ändern und Jugendliche für die negativen Folgen ihres Konsums zu sensibilisieren.
Das Reallabor-Format: Jugendliche als aktive Gestalter
Ein zentrales Element des Projekts ist das sogenannte Reallabor-Format. Dieses Format stellt sicher, dass die Jugendlichen nicht nur passive Empfänger von Informationen sind, sondern aktiv in die Gestaltung und Durchführung von Maßnahmen eingebunden werden. Die Idee dahinter ist einfach, aber effektiv: Indem Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, eigene Ideen zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen, werden sie stärker für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert.
In diesen Reallaboren werden gemeinsam mit den Jugendlichen verschiedene „Realexperimente“ entwickelt und durchgeführt. Diese Experimente können vielfältige Formen annehmen – von Kleiderbibliotheken, in denen Kleidung ausgeliehen statt gekauft wird, über Nähcafés, in denen alte Kleidungsstücke repariert und umgestaltet werden, bis hin zu Tauschparties oder Workshops zum Thema „Zero Waste Design“. Ziel dieser Aktivitäten ist es, die Handlungskompetenz der Jugendlichen im Bereich des nachhaltigen Textilkonsums zu fördern und ihnen praktische Wege aufzuzeigen, wie sie ihr Konsumverhalten nachhaltig gestalten können. Unterstützt werden die Jugendlichen dabei von Experten aus der nachhaltigen Textilwirtschaft, die ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen einbringen.
Partizipative Lehr- und Lernkonzepte für nachhaltigen Konsum
Ein weiteres wichtiges Ziel des Projekts ist es, die sogenannten „Einstellungs-Verhaltens-Lücke“ bei Jugendlichen zu schließen. Diese Lücke beschreibt das Phänomen, dass viele junge Menschen zwar über die negativen Folgen ihres Konsumverhaltens informiert sind, jedoch Schwierigkeiten haben, ihr Wissen in die Praxis umzusetzen. Hier setzen die im Rahmen des Projekts entwickelten Lehr- und Lernkonzepte an. Diese Konzepte sollen Schülerinnen und Schülern nicht nur Wissen vermitteln, sondern vor allem deren Einstellung und Verhalten nachhaltig beeinflussen.
Ein zentraler Aspekt dieser Konzepte ist die aktive Beteiligung der Jugendlichen. Statt den Jugendlichen vorzuschreiben, was sie tun sollen, werden sie dazu ermutigt, eigene Lösungsansätze zu entwickeln und auszuprobieren. Dies fördert nicht nur das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge von Konsum und Nachhaltigkeit, sondern auch die Eigenverantwortung und Kreativität der Schülerinnen und Schüler. Die im Projekt gesammelten Erfahrungen und Best Practice-Beispiele werden später in einem Guidebook zusammengefasst, das interessierten Schulen zur Verfügung gestellt wird. So können die entwickelten Konzepte auch über das Projekt hinaus weiter genutzt und in anderen Schulen implementiert werden.
Wissenschaftliche Begleitung und Integration in die Lehramtsausbildung
Neben der praktischen Umsetzung spielt auch die wissenschaftliche Begleitung des Projekts eine zentrale Rolle. Die beteiligten Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler untersuchen die Wirksamkeit der verschiedenen Maßnahmen und Experimente und evaluieren, inwieweit es gelingt, das Bewusstsein und Verhalten der Jugendlichen nachhaltig zu verändern. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen fließen nicht nur in die weitere Projektarbeit ein, sondern sollen auch in die Lehramtsausbildung an den Universitäten in Ulm und Berlin integriert werden.
Durch die Integration der Projektergebnisse in die Lehramtsausbildung wird sichergestellt, dass zukünftige Lehrerinnen und Lehrer das nötige Wissen und die Werkzeuge erhalten, um das Thema nachhaltiger Konsum im Unterricht zu behandeln. Dies ist ein wichtiger Schritt, um langfristig eine Veränderung in der Konsumkultur zu erreichen. Denn nur wenn das Thema Nachhaltigkeit fest im Bildungssystem verankert ist, kann es gelingen, eine breite gesellschaftliche Veränderung zu bewirken.
Beteiligte Schulen und Praxispartner im Überblick
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit drei Schulen in Ulm und Umgebung sowie drei Schulen in Berlin durchgeführt. In Ulm gehören möglicherweise die Friedrich-List-Schule, das Anna-Essinger-Gymnasium und das Kolleg der Schulbrüder Illertissen zu den beteiligten Schulen. In Berlin nehmen drei Oberschulen an dem Projekt teil. Neben den Schulen sind auch verschiedene Praxispartner in das Projekt eingebunden, die ihr Fachwissen und ihre praktischen Erfahrungen zur Verfügung stellen.
Ein Beispiel für einen Praxispartner ist das „fablab“ aus dem Ulmer „Verschwörhaus“, das sich in die offene Werkstatt einbringt. Diese Zusammenarbeit zwischen Schulen und Praxispartnern stellt sicher, dass die entwickelten Konzepte nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch umsetzbar sind. Zudem bietet die Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, von Experten zu lernen und neue Perspektiven zu gewinnen. Die Ergebnisse und Erfahrungen aus diesen Kooperationen werden später in einem Guidebook zusammengefasst und anderen Schulen zur Verfügung gestellt.
Fazit
Das Projekt, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wird, setzt einen wichtigen Impuls für die Sensibilisierung von Jugendlichen für nachhaltigen Textilkonsum. Durch die aktive Einbindung der Jugendlichen in ein innovatives Reallabor-Format werden nicht nur deren Kenntnisse erweitert, sondern auch ihr Verhalten nachhaltig beeinflusst. Die Zusammenarbeit mit Schulen und Praxispartnern sowie die wissenschaftliche Begleitung sorgen dafür, dass die entwickelten Konzepte praxisnah und wirksam sind. Das Projekt hat das Potenzial, langfristige Veränderungen im Konsumverhalten der Jugendlichen zu bewirken und einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Nachhaltigkeit in der Modeindustrie zu leisten.